Herzsammler by Stefan Ahnhem

Herzsammler by Stefan Ahnhem

Autor:Stefan Ahnhem [Ahnhem, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriminalroman
Herausgeber: Ullstein Buchverlag GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2015-09-23T16:00:00+00:00


Kapitel 60

»Was sollen wir denn dann machen?«, fragte Matilda, die immer noch sauer war, weil er den König der Löwen ausgemacht hatte.

»Wir könnten doch erst mal einkaufen gehen und uns heute Abend etwas Leckeres kochen.« Fabian drehte sich zu Theodor um, der sich ausnahmsweise von seinem Computer wegbequemt und sein Zimmer verlassen hatte.

»Können wir auch was Süßes kaufen? Bitte …«, quengelte Matilda.

Fabian dachte an das Süßigkeitenverbot, das Sonja aus Sorge um Matildas Gewicht nach dem Sommer ausgesprochen hatte. Er selbst hatte ihre Beunruhigung nicht geteilt, und das bisschen Sommerspeck war sowieso verschwunden. »Na gut«, sagte er schließlich. »Aber erzählt Mama nichts davon.«

»Und Julmust, der ist schon alle!«

»Natürlich. Und ich dachte, wir könnten uns auch mal einen Film ausleihen, den wir nicht schon hundertmal gesehen haben. Hört sich das gut an?«

»Ja!« Matilda klatschte in die Hände.

»Und du, Theodor? Was meinst du?«

Theodor guckte achselzuckend an Fabian vorbei. »Klar, klingt ganz okay. Aber ich habe keine Zeit.«

»Und warum nicht, wenn man fragen darf?«

»Ich habe andere Pläne.«

»Aha, und was sind das für Pläne?«

Wieder zuckte Theodor mit den Schultern. »Nichts Besonderes. Ich will mich nur mit ein paar Freunden treffen.«

»Und mit welchen Freunden?« Fabian kam sich vor wie eine alte Schallplatte mit Sprung.

»Kennst du nicht.«

»Was habt ihr denn vor, du und deine Freunde?« Matilda verschränkte die Arme.

»Du brauchst nicht Polizei zu spielen, Matilda. Ich bin hier der Erwachsene.«

»Ich hab doch nur gefragt.«

»Kapierst du das nicht? Das geht dich überhaupt nichts an!«

»Mich aber«, sagte Fabian. »Und wenn ihr sowieso nur in der Stadt herumziehen wollt, könnt ihr genauso gut hier sitzen und mit uns Chips essen und einen Film gucken.«

Theodor verdrehte die Augen und stand auf. »Scheiße, ihr schnallt auch gar nichts!«

»Entschuldige, aber so reden wir hier nicht miteinander!«

»Außer wenn Mama und du euch streitet, meinst du wohl.« Theodor drehte sich um und verschwand in seinem Zimmer.

Fabian hatte sich einen rechten Haken eingefangen und war angezählt. Das Schlimmste war, sein Sohn hatte recht. Obwohl ihnen hundertprozentig klar war, dass Streiten vor den Kindern eine Todsünde war, hatten Sonja und er es getan und noch dazu recht grobe Ausdrücke verwendet.

»Wie nett.« Matilda setzte ein steifes Lächeln auf und trommelte mit den Fingern auf den Tisch.

Ob es an Matildas Ironie lag oder nur ein armseliger Versuch war, Grenzen zu setzen, wusste Fabian selbst nicht. Aber plötzlich stand er kochend vor Wut in Theodors Zimmer. »Ich weiß nicht, was du dir hier zu Hause deiner Ansicht nach erlauben kannst, aber ich sage dir eins: Es wird nicht funktionieren. Du wirst sofort aufhören, mit solchen Unverschämtheiten um dich zu werfen. Verstanden?«

»Whatever …« Theodor hatte sich bereits vor seinem Computer niedergelassen.

»Nein, von wegen whatever!« Fabian trat an den Tisch und riss das Netzkabel heraus.

»Was soll der Scheiß? Du kannst doch nicht einfach …«

»Doch, stell dir vor, das kann ich! Ich habe den gekauft, und die Stromrechnung bezahle ich auch.«

»Du bist ja total …«

»Nein, jetzt hörst du mir mal zu! Du bist erst dreizehn, und egal, wie hart dir das vorkommt, bislang haben Mama und ich zu entscheiden. Das werden wir auch noch die nächsten fünf Jahre tun.



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